TV Roßtal – HG Ansbach 27:27 (13:16)

Wenn der Bezirkspokal-Sieger von 2010 den Deutschen Meister von 1962 fordert, schwingt stets eine gewisse Brisanz mit. Wie in allen vergangenen Aufeinandertreffen war die Partie gegen die HG Ansbach auch diesmal bis zum Schluss ein wahrer Handballkrimi, der am Ende keinen Sieger fand. [Bilder]
Zwar hatte man mit dem TV Erlangen-Bruck und der HG Lauf/Heroldsberg bereits zwei mittelfränkische Gegner in dieser Saison, das „echte“ Derby ließ aber bis zum letzten Spieltag auf sich warten. Roßtal gegen Ansbach war in den vergangenen Jahren ein seltenes Duell, das immer Hochspannung und Derby-Atmosphäre garantierte. Die Gastgeber traten nach dem 33:22-Erfolg gegen Gerolzhofen mit breiter Brust aufs Parkett machten zunächst alles richtig. Die 5:1-Abwehr der Rezatstädter stellte die Peine-Sieben vor keine größeren Probleme. Die eigene Abwehr arbeitete aggressiv und konzentriert, und so kam es, dass die Hausherren bereits nach kurzer Zeit mit 7:2 einen komfortablen Vorsprung erarbeitetet hatten. Der ehemalige Roßtaler Coach Bernd Hitzler – inzwischen verantwortlich für die Grün-Weißen – zückte prompt die erste Timeout-Karte und stellte seine Abwehr fortan um. Mit einer doppelten Manndeckung gegen Lukas Franke und Dietmar Mathias versuchte Ansbach, das Roßtaler Angriffsspiel entscheidend zu stören. Wie so oft in solchen Fällen fruchtete die Maßnahme auf Anhieb. Verwunderlich war nur, dass es der TVR auch nach einigen Minuten nicht schaffte, sich auf die neue Situation einzustellen. Die Verantwortung lag nun komplett auf Simon Wild auf der RR-Position, der zwar das Beste daraus machen sollte, im Laufe der Spielzeit aber viel zu wenig Unterstützung von der linken Seite bekam. Nach einem 3:10-Lauf lagen urplätzlich die Bezirkshauptstädter mit 10:12 in Front. Deren Möglichkeiten im Angriff sind zwar im Wesentlichen auf zwei Spieler limitiert, doch da einer von beiden regelrecht über sich hinauswuchs, kam Ansbach selbst nach angezeigtem Zeitspiel immer irgendwie zum Torerfolg. Frank Greiner-Schwed hielt mit am Ende 15 Treffern seine Farben im Spiel und traf nach Belieben. Mit einem 13:16-Pausenrückstand hatte die „Erschde“ eine schwere Aufgabe für die zweite Halbzeit vor der Brust.
Bernd Hitzler änderte auch nach dem Wechsel nichts an seiner Taktik, doch noch immer kam von der linken Seite keine Bewegung ohne Ball. Glücklicherweise arbeitete nun die Defensive wieder bärenstark, so dass Ansbach lange brauchte, um den ersten Treffer zu erzielen. Bis dahin hatte Roßtal die Führung wieder an sich gerissen (17:16), konnte sich jedoch in der Folgezeit nie mit mehr als zwei Toren absetzen. Dennoch glaubte beim 27:25 niemand mehr, dass die Punkte an diesem Abend in die Bezirkshauptstadt gehen würden. Doch ausgerechnet in der Schlussphase schlichen sich wieder Nachlässigkeiten ein, wodurch die HG tatsächlich noch einmal zum Ausgleich kam. Ein Happy End hätte es trotzdem werden können, wenn nicht sogar müssen. Als Dominik Schmidt im letzten Angriff von Linksaußen eingelaufen war, scheiterte der ansonsten so abgebrühte Spieler mit dem finalen Wurf des Tages an Gästetorhüter Golla. Die Ansbacher versuchten in den verbleibenden zehn Sekunden gar nicht erst, noch einen Angriff zu starten, und während die Gäste den Ausgang wie einen Sieg feierten, ließen die meisten Roßtaler Spieler die Köpfe hängen. „Das war eine gefühlte Niederlage“, resümierte Carsten Peine enttäuscht. „In den entscheidenden Phasen leistete sich meine Mannschaft viele Unkonzentriertheiten und gab so letztendlich den entscheidenden Punkt aus der Hand.“
TVR: Thorsten Neukirchen, Florian Blaßneck – Lukas Franke 1, Dominik Schmidt 2, Dietmar Mathias 3/1, Matthias Prenzel, Simon Wild 6, Alexander Brandscher 5/4, Reinhold Polster 1, Tobias Hartmann 4, Andreas Schoberth 5, Sören Hirschsteiner, Christoph Nepf.
HGA: Oliver Höntsch, Matthias Bär, Raimund Golla – Sebastian Schuh, Christopher Zintl 3, Christopher Schuh 3, Hardy Schober 2, Michael Liebich, Patrick Braun, Michael Segerer, Bernd Stiegler, Michael Zimmermann 4, Frank Greiner-Schwed 15/7, Stefan Schmid.
Zeitstrafen:
TVR 2 (Polster, Franke)
HGA 3 (Zintl, Liebich, Braun)
Siebenmeter:
TVR 5/8
TVH 7/8
Disqualifikation:


Manuel Erben

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