Pokal: Erste Früchte, aber noch viele Baustellen

Beim Thema Pokal scheiden sich die Geister: Während im bezahlten Profifußball eine Teilnahme zumeist hohe Zusatzeinnahmen bedeutet, fallen im Amateurhandball oft sogar noch Kosten an. Dazu kommt die Mehrbelastung, die an den eigentlich spielfreien Wochenenden zusätzlich am Kräftehaushalt zehrt. Für ein in mehreren Mannschaftsteilen komplett neu zusammengewürfeltes Team wie die erste Männermannschaft des TV Roßtal bedeutete es am Sonntag aber vor allem auch die Möglichkeit, sich für die nahende Punkterunde einzuspielen. Die Voraussetzungen für die Aufeinandertreffen mit der HSG Lauf/Heroldsberg (Landesliga) und dem ESV Flügelrad (Bezirksoberliga) vor eigenem Publikum waren allerdings nicht ganz optimal: Neben Nicolas Nepf sowie den beiden Keepern Florian Blaßneck und Robert Butze fehlte auch Leistungsträger Lukas Franke einmal mehr krankheitsbedingt. Ebenfalls sich keinen ersten Eindruck unter Wettkampfbedingungen bilden konnte Trainer Wolfgang Schmidt, der im Urlaub weilte. Dafür übernahm interimsweise das Duo Sebastian Schuh und Rene Gerbing das Ruder.
HSG Lauf/Heroldsberg – TV Roßtal 23:28 (11:16)
Im ersten Vergleich wartete direkt die prestigeträchtige Partie gegen den Landesliga-Konkurrenten aus Lauf. Den besseren Start erwischten die Heroldsberger, die sich in der Anfangsphase allen voran auf die Achse aus den Neuzugängen Scheurer (Stadeln) und dem bayernligaerfahrenen Kreisläufer Laugner (zuletzt Sulzbach) verlassen konnten (3:1). Die Roßtaler, die über den kompletten Spielverlauf hinweg verschiedene offenere Deckungsvarianten testeten, hatten damit zwar erst ihre Probleme, fingen sich aber nach wenigen Minuten. Kopf an Kopf ging es dann durch den ersten Abschnitt, keiner der beiden Landesligisten konnte sich auf mehr als zwei Treffer absetzen. Beim Stand von 11:12 übernahm dann der TVR das Kommando – und gab die Führung bis zum Ende nicht mehr her. Ein Zwischenspurt in den letzten Minuten vor der Pause bescherte der Schuh-Sieben eine Fünf-Tore-Führung zur Halbzeit, Garant dafür mit etlichen starken Paraden war der neue Roßtaler Schlussmann Hagen (11:16).
Zu Beginn des zweiten Durchgangs behielten erst die Hausherren die Kontrolle (14:18), ehe sich die immer schwächer werdende Chancenauswertung rächte. Der klare Vorsprung schmolz bis Mitte der zweiten 30 Minuten auf ein mickriges Tor dahin, eine nötige Reaktion war gefordert (18:19). Die kam dann aber auch: Ein 4:0-Lauf bescherte die erste kleinere Vorentscheidung, Hagen-Paraden mit anschließenden Tempogegenstößen erwiesen sich als Erfolgsrezept. Spätestens beim 21:26-Zwischenstand war der Wille der Laufer dann gebrochen, die Messe endgültig gelesen.
Der am Ende auch in dieser Höhe verdiente 28:23-Erfolg war zwar eine schöne Momentaufnahme, mehr aber auch nicht. Das Niveau der Partie ließ doch noch sehr zu wünschen übrig, dazu fehlten dem in der Landesliga etablierten Kontrahenten etliche Leistungsträger. In der Liga dürften die Heroldsberger noch einmal ein ganz anderer Gradmesser werden. Immerhin war aber der Auftakt geglückt, der erste Pflichtspielsieg eingetütet.
Für den TVR spielten: Hagen (Tor), D. Schmidt 3, Matthias 4/4, Schmitt 2, Urban 2, Brandscher 6/1, Heldauer 3, Fröschel 2, Nepf 5, Gruber 1.
TV Roßtal – ESV Flügelrad 32:26 (16:18)
Im zweiten Spiel tauschte das Roßtaler Trainer-Duo dann munter durch, gegen den Bezirksoberligisten schickten Schuh und Gerbing eine Sieben auf das Feld, die so noch nie zusammen trainiert oder gespielt hatte. Neben diesem Faktor machten sich früh in der Partie vor allem fehlende Aggressivität im Abwehrverbund und mangelndes Timing im Angriff bemerkbar – daraus resultierte auch der frühe Rückstand (0:2). Unbeeindruckt davon spielten die Roßtaler aber einfach weiter, einige Einzelaktionen im Angriff führten die schnelle Wende herbei (8:6). Beim zwischenzeitlichen 12:8 war der favorisierte Landesligist dann gedanklich schon auf die Siegerstraße eingebogen, wollte gerade schon das Ticket für die zweite Runde lösen. Doch der Bezirksoberligist aus Flügelrad hatte da noch ein gewaltiges Wörtchen mitzureden, mit teils konfusen Ballstafetten und kaltschnäuzigem Ausnutzen von Roßtaler Fehlern (vorne wie hinten) stellte der ESV das Geschehen bis zur Pause wieder auf den Kopf (16:18).
In der Kabine gab es anschließend eine ordentliche Predigt, freilich konnte man weder mit der eigenen Abwehr- noch der Angriffsleistung zufrieden gewesen sein. Alles auf die bunt gemischten Personalien zu schieben, wäre zu einfach gewesen. Und die deutlichen Worte halfen, wenn auch etwas verspätet (18:21). Die vielen Paraden des eingewechselten Hagen erleichterten die Aufholjagd ungemein, die Flügelrader verzweifelten reihenweise am Österreicher. Lediglich eine deutlichere Führung war dem TVR lange vergönnt, zu viele Nachlässigkeiten im Abschluss oder im Defensivverhalten verhinderten diese (26:24). Nach dem 27:25 schien dann allerdings der Bann gebrochen, mehrere Tempogegenstöße schraubten den Endstand noch auf 32:26. Definitiv zu hoch für den durchweg knappen Spielverlauf, schlussendlich hatten die Gäste dann aber nicht mehr genügend Körner übrig, um sich noch einmal zurück zu kämpfen.
Für den TVR spielten: Wolff, Hagen (beide Tor), Matthias 4, Bühler 3, Urban 3, Brandscher 6/2, Heldauer 3, Gerbing 4, Potjans 1, Gruber 3, M. Schmidt 4/2.
Mit zwei Siegen zogen die Roßtaler am Ende als Gruppenerster in die zweite Runde des BHV-Pokals ein. Eine genaue Information über Termin und Austragungsort folgt noch. Das gilt auch für eine Vorschau für den Saisonstart gegen den TSV Lohr am Samstag (19.30 Uhr), wenn dann hoffentlich wieder die „Macht um halb acht“ zuschlagen kann.
 
Maximilian Schmidt

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