Rund fünf Monate mussten die handballbegeisterten Roßtaler Zuschauer auf ein Spiel ihrer „Erschdn“ warten. Unglaubliche 21 Wochen, die wie immer viel zu langsam vergingen. Am kommenden Samstag ist es endlich wieder soweit und der mittelfränkische Aufsteiger startet eine Woche nach der erfolgreichen ersten Pokalrunde nun auch in die Landesligasaison 2015/16. Für die Spieler fiel die handballfreie Zeit freilich deutlich kürzer aus. Seit Anfang Juli schwitzen die Jungs von Trainer Wolfgang Schmidt vier Mal die Woche in und um die Halle herum, denn schließlich will man gewappnet sein für die Mission „Klassenerhalt“.
Gleich zum Auftakt der Punkterunde warten mit Bayernliga-Absteiger TSV Lohr und dem letztjährigen Vizemeister TSV Rothenburg direkt zwei Topfavoriten auf die Männer von Wolfgang Schmidt. Zugegeben: Auch vor einem Jahr sprachen wir an gleicher Stelle von einem Hammerauftakt, was sich letztlich dann doch eher als Strohfeuer entpuppte. Dem TV Roßtal gelang in eindrucksvoller Manier ein Durchmarsch, den man so wohl nicht erwarten durfte. Ein Jahr später und eine Liga höher ist die Hürde am ersten Spieltag dann aber wirklich eine große, denn mit dem TSV Lohr gastiert am Samstagabend zur gewohnten Zeit um halb acht eine Mannschaft, die nach zwölf Spielzeiten in der Oberliga erstmalig den Gang in die Landesliga antreten musste. Für die Unterfranken war es eine regelrechte Seuchensaison, in der sich der Abstieg frühzeitig abzeichnete, oft knapp verloren wurde und man sich bereits im Oktober von seinem Trainer getrennt hatte. Bereits im Jahr zuvor waren die Lohrer dem Abstieg nur knapp entgangen, als man zwei Punkte vor dem TSV Rothenburg noch das rettende Ufer erreichte. Personell gesehen hat der Abstieg in die Landesliga Spuren hinterlassen. Gleich sechs Abgänge hat das Team von Trainer Bernd Becker zu verzeichnen, darunter deren torgefährlichen Linkshänder Yannick Bardinas. Der luxemburgische Nationalspieler und der TSV Lohr haben erst vor zwei Wochen entschieden, künftig getrennte Wege zu gehen. Die Lücken im Team will man in der Schneewittchenstadt im Wesentlichen mit eigenen Nachwuchsspielern schließen. Einen Königstransfer hat man dann aber doch tätigen können. Mit dem 24-jährigen Tschechen Lukas Horky kommt vom Erstligisten Talent Pilsen ein 1,96 Meter großer Rückraumspieler, der für den TSV sowohl in der Abwehr als auch im Angriff eine enorme Verstärkung darstellen wird. In Lohr am Main geht man das Projekt „Wiederaufstieg“ verhalten optimistisch an, schließlich muss sich erst zeigen, wie sich die jungen Spieler in die Mannschaft einfügen.
Auch in Reihen der „Erschdn“ hat sich personell einiges getan. Mit Wolf Hagen und Rückkehrer Florian Blaßneck kommen zwei Torhüter von der HG Zirndorf nach Roßtal. Zusammen mit Robert Butze hat sich ein spannender Konkurrenzkampf um die Torhüterposition entwickelt, dessen Ausgang bis zu dieser Woche offen war. Man darf gespannt sein, welches Duo am Samstag den Vorzug erhält. Ach schon für Roßtal gespielt hat Dominik Schmidt, der zusammen mit seinem Bruder Maximilian ebenfalls aus Zirndorf kommt. Damit verstärkt sich der TV Roßtal nicht nur auf Linksaußen, beide können außerdem im Rückraum agieren. Mitgebracht haben sie mit Manuel Urban einen Linkshänder, der sowohl auf Rechtsaußen wie auch im rechten Rückraum spielen kann. Vom HC Erlangen und noch spielberechtigt für die A-Jugend kommt Nico Nepf, der genau wie sein Bruder Christoph ein gelernter Kreisläufer ist. Alle Neuzugänge werden Ihnen in den folgenden Flyer-Ausgaben bei den Heimspielen in kurzen Steckbriefen etwas genauer vorgestellt werden. Den Neuverpflichtungen stehen im Übrigen keine Abgänge gegenüber, weshalb die Trainer der beiden Herrenmannschaften Wolfgang Schmidt und Sebastian Schuh aus einem breiten Kader schöpfen können. Zusätzlich hat man auch noch die A-Jugendlichen zur Verfügung, von denen der ein oder andere erneut Spielpraxis bei den Männern sammeln wird.
Indes steht der erste Absteiger aus der Landesliga Nord bereits fest, denn mit dem TV Gerolzhofen hat sich ein Verein aus finanziellen Gründen dazu entschlossen, seine Mannschaft aus der Liga zurückzuziehen. Genau wie der TV Roßtal hatten die Unterfranken lediglich eine Niederlage in der letztjährigen BOL-Saison kassiert und einen souveränen Aufstieg feiern können. Personelle Engpässe zwingen den Club nun jedoch zu einem Neuanfang, womit die Landesliga Nord nunmehr aus 13 Mannschaften besteht.
Die „Erschde“ startet an diesem Wochenende zwar als einzige Mannschaft in die Runde, wir wünschen dennoch schon einmal allen Teams des TV Roßtal eine erfolgreiche Saison, unseren Zuschauern spannende Spiele und allen Aktiven eine verletzungsfreie Spielzeit.
Manuel Erben