Großer Kampf und doch die alte Leier
Dass der Abstiegskampf den TV Roßtal früher oder später einholen würde, damit musste man eigentlich vor der Saison rechnen. Dass man nach drei Spieltagen allerdings noch immer ohne Punkt dastehen würde, macht die Mission Klassenerhalt nicht gerade einfacher. Ausgerechnet am Samstag kam nun auch noch Spitzenreiter TV Münchberg mit der Empfehlung eines krachenden 39:19 über den HSV Hochfranken nach Mittelfranken. Zumindest zwei Tatsachen machten dabei Mut: Erstmals in dieser Spielzeit (Pokal inklusive) konnte Trainer Wolfgang Schmidt auf die gesamte Kaderbreite zurückgreifen, darüber hinaus war das erste und bislang einzige Heimspiel der noch jungen Saison in nicht allzu schlechter Erinnerung (23:26 gegen den TSV Lohr).
Auf wen es beim derzeitigen Tabellenführer aufzupassen galt, war bereits vor dem Aufeinandertreffen deutlich gewesen. Die Achse aus dem überragenden Spielmacher Jan Lad, Rückraumriese Vit Kalas und Kreis-Koloss Stefan Müller würde einmal mehr die Spreu vom Weizen trennen. Das verdeutlichte auch die Anfangsphase ganz gut: Einfache Tore von Kalas, der große Spielwitz von Lad und die pure Kraft von Müller verhalfen den Gästen zur ersten Vier-Tore-Führung (5:9). In der Folge blieb es dabei, weil Unkonzentriertheiten in Abwehr wie Angriff einen knapperen Spielstand verhinderten (10:14). Erst Mitte der ersten Hälfte konnte der Schalter endgültig umgelegt werden, Roßtaler investierte fortan noch mehr ins Spiel – und wurde dafür belohnt. Durch einen 5:0-Lauf bog man den Rückstand sogar in eine Ein-Tore-Führung um (16:15). Bis zur Halbzeit schafften es die favorisierten Gäste aber, den Spielstand wieder zu egalisieren (18:18).
Groß unzufrieden konnte man eigentlich nur mit den 18 Gegentoren sein, die Torwart- und Abwehrleistung war zwar durchaus passabel, mehr allerdings noch nicht. So richtig viel änderte sich daran auch im zweiten Abschnitt aber nicht, auf gut vorgetragene Roßtaler Angriffe hatte der TVM immer wieder passende Antworten parat (22:23). Es blieb unglaublich eng, in den entscheidenden Momenten versagten den Hausherren aber die Nerven – oder der eingewechselte TVM-Keeper Lukas Hurt wurde zum Faktor. Selbst konnte man daher nie in Führung gehen, beim 27:30 drohte das Spiel stattdessen zu Ungunsten der Gastgeber zu kippen. Doch die Moral stimmte am Samstagabend einfach: Es ging zurück auf 31:32 und 33:34, eine Minute vor dem Ende war zumindest noch der Punkt in greifbarer Nähe. Ein individueller „Fehler“ (gegen den pfeilschnellen und cleveren Lad kaum zu verteidigen) in der Abwehr und ein leichter Abspielfehler vorne machten die letzte aufgekeimte Hoffnung aber zunichte (34:36).
Also wieder nichts: Als einzige Mannschaft in der Landesliga Nord sind die Roßtaler nach vier gespielten Partien noch ohne jeden Pluspunkt (0:8). Zumindest der große Kampf, die große Moral und die Gewissheit, dass die Achse aus Spielmacher Dietmar Mathias und dem bärenstarken Kreisläufer Christoph Nepf (zusammen 15 Treffer!) noch prächtig funktioniert, macht für das Gastspiel bei Liga-Neuling HC 03 Bamberg am kommenden Samstag (19 Uhr) die dringend notwendige Hoffnung. Mit der roten Laterne in der Hand hat der Kampf jetzt so richtig begonnen.
Für den TVR spielten: Hagen, Blaßneck (beide Tor), Franke 5/1, D. Schmidt 3, Mathias 4, Urban, Schoberth, Schmitt, Brandscher 8/5, Fröschel 1, C. Nepf 11, Gruber 2, N. Nepf, M. Schmidt.
Bilder
Maximilian Schmidt
