Einschätzung der aktuellen Lage Roßtal, am 24.10.2020
„Der Bayerische Handballverband (BHV) trägt den steigenden Infektionszahlen Rechnung und setzt den Spielbetrieb vorerst für die kommenden drei Spieltage aus.“ Die Meldung aus München erreichte die Vereine am Mittwochnachmittag (21.10.2020). Mit diesem Vorgehen bekräftigt der BHV die Meinung des TSV Roßtal, dass ein regulärer Spielbetrieb unter den aktuellen Rahmenbedingungen nicht durchführbar ist.
Nur fünf Tage vor dem BHV-Präsidiumsbeschluss verschickte der Verband ein Schreiben an die Vereine, in dem ausgeführt wird, dass der Spielbetrieb auch in Landkreisen mit einer 7-Tage-Inzidenz von über 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner erlaubt sei. Augenscheinlich änderte sich die Lage für den BHV in diesem kurzen Zeitraum erheblich.
Über die politisch festgelegten Grenzwerte und Maßnahmen lässt sich selbstverständlich diskutieren. Jedoch ist es unserer Meinung nach kaum vermittelbar, dass man auf der einen Seite zwar in einer „Hotspot-Region“ selbst in der Fußgängerzone Maske tragen muss und sich privat maximal zu fünft treffen darf, auf der anderen Seite es allerdings erlaubt ist, ein Handballspiel durchzuführen.
In der Bayernliga Männer wurden an den ersten drei Wochenenden von ursprünglich 20 angesetzten Spielen lediglich acht Partien ausgetragen. In der BOL Männer wurden nur drei von elf Spielen durchgeführt. Für dieses Wochenende (24.10./25.10.) wurden wiederum bereits drei von fünf Partien verlegt. Sieben von zwölf Mannschaften haben noch kein Spiel absolviert. Bei den Damen sieht es ähnlich aus. Diese kurzen Statistiken zeigen, dass der TSV Roßtal mit seiner Meinung nicht alleinsteht. Ob so der Wettkampfgedanke noch gelebt werden kann, darf in Frage gestellt werden. Diese Masse an Spielverlegungen lässt sich nur schwer in den eh schon vollen Terminplan eintakten.
Das Vorgehen des BHV löst rückblickend betrachtet Unverständnis aus. Zuerst bindet man den Vereinen die Bürde auf, innerhalb von wenigen Tagen umfangreiche Hygienekonzepte auf die Beine zu stellen und umzusetzen und einen Hygienebeauftragten zu benennen, der die persönliche Verantwortung für die korrekte Umsetzung der Hygienevorschriften trägt – um dann nach drei gespielten Wochenenden zu beschließen, dass der Spielbetrieb ausgesetzt wird. Nach den aktuellen Entwicklungen fehlt allerdings auch die Fantasie, dass in drei Wochen ein regulärer Spielbetrieb möglich sein wird.
Vielleicht nutzt der Verband die nächsten beiden Wochen, um mit den Vereinen in Kontakt zu treten und gemeinsam eine Lösung für den Spielbetrieb zu erarbeiten (so wie das bereits vor dem überstürzten Saisonstart Ende September etliche Vereine – darunter auch TSV Roßtal – durch offene Briefe an den BHV versucht haben). Vielleicht kommt man auch zu dem Schluss, dass ein regulärer Spielbetrieb in den nächsten Monaten nicht durchführbar ist. Vielleicht ist es eine Möglichkeit, den Spielbetrieb – zumindest in den unteren Ligen – neu zu organisieren und kleinere, regionale Staffeln zu bilden. Vielleicht kommt man weg von dem Gedanken, in diesen Zeiten die Saison klassisch bzw. nach der Quotientenregel zu werten, sondern kommt hin zu einem offeneren Wertungssystem, in dem auch kurzfristige Spielabsagen ohne weitreichende Konsequenzen möglich sind. Dass der BHV nun eine Umfrage unter den Vereinen gestartet hat, ist für uns der richtige Schritt, den wir uns allerdings ein Monat früher gewünscht hätten.
Selbstverständlich wird es auch mit dem Handball in Roßtal weitergehen. Der Trainingsbetrieb wird im Rahmen der geltenden Hygienevorschriften aufrechterhalten.
In diesen unsicheren Zeiten erwartet niemand, dass jede Entscheidung, die getroffen wird, zu 100 % richtig ist. Jedoch ist es unserer Meinung nach die bessere Alternative, lieber noch einmal ein wenig Abstand zu gewinnen und die Dinge mit Bedacht und einer gewissen Vorsicht anzugehen.
Wir lieben unsere Sportart – unsere Sportart muss lernen, mit der Pandemie zu leben. Aktuell befinden sich alle beteiligten Akteure noch in der Findungsphase – was unter dem Strich die beste Entscheidung ist, wird sich erst in einigen Monaten zeigen.
Die Handballabteilungsleitung des TSV Roßtal