TV Roßtal – MTV Ingolstadt 32:37

Leistungsabfall: Auch Ingolstadt erobert die Festung
‚Die Mittelschulhalle in Roßtal ist eine nur sehr schwer einzunehmende Festung‘: Dieser Satz dürfte so manchem Gästetrainer in der vergangenen Saison über die Lippen gegangen sein. Und bis auf die ersten beiden Heimspiele bewahrheitete sich diese These auch. Zum Start der Spielzeit 2016/17 setzte es für den TVR allerdings die erste Pleite vor heimischem Publikum seit mehr als elf Monaten – ausgerechnet im Mittelfranken-Derby gegen Lauf (25:26). Davon wollte sich die Mannschaft von Trainer Wolfgang Schmidt allerdings nicht beirren lassen, eine neue Serie galt es ganz einfach zu starten. Dafür hatte man sich aber einen denkbar schwierigen Gegner „ausgesucht“, den ambitionierten Aufsteiger MTV Ingolstadt. Die Audistädter haben wohl einen der größten Etats der Liga in der Hinterhand und reisten mit einem 30:29-Erfolg über Ansbach ins mittelfränkische Roßtal. Sie kamen allerdings nicht, um Punkte zu verschenken.
Auch wenn Linksaußen Dominik Schmidt die frühe Führung erzielen konnte, wurde direkt klar, dass es alles andere als eine einfache Aufgabe werden würde. Der Start allerdings war vielversprechend, Kreisläufer Christoph Nepf netzte unbeeindruckt zum 5:3 ein (6.). Nach und nach kamen die Gäste allerdings immer besser in Tritt, speziell Mittelmann Olaf Neumann war einfach nicht in den Griff zu kriegen. Beim 9:11-Zwischenstand liefen die Hausherren erstmals einem Zwei-Tore-Rückstand hinterher – ein Zustand, an dem sich nicht so schnell etwas ändern sollte (16.). Was beim Spiel des TVR am Samstagabend ins Auge stach: Die Abwehr fand zu keiner Zeit in die Begegnung, die beiden Roßtaler Torhüter wurden oftmals ihrem Schicksal überlassen. Am Ende der ersten Hälfte hatten die Gastgeber bereits 22 (!) Gegentore kassiert, also nur vier weniger als in den 60 Minuten gegen Lauf. Dabei kamen die Ingolstädter kaum ins Konterspiel, sondern schlossen aus dem Positionsangriff häufig unbedrängt ab. Da halfen nach 30 Minuten auch die 17 geworfenen Tore wenig, einen Fünf-Tore-Rückstand galt es wettzumachen (17:22).
Nach dem Seitenwechsel war so schnell keine Besserung in Sicht. Es war genau das Spiel, das sich der MTV im Vorfeld wohl ausgemalt hatte: Mit der cleveren, abgezockten und besonnenen Spielweise musste der komfortable Vorsprung nur verwaltet werden. Nach 38 Minuten waren die Gäste endgültig auf die Siegerstraße eingebogen – sechs Tore trennten die beiden Kontrahenten bereits (21:27). Auch eine Manndeckung gegen Spielmacher Neumann brachte kaum erkennbaren Fortschritt, zu unbeständig war man in Angriffs- und Deckungsspiel. In der 51. Minute glaubten dann wohl auch die treuesten TVR-Optimisten nicht mehr an die Trendwende (26:32). Die Ingolstädter spielten es klug herunter, ließen die Hausherren nie mehr am doppelten oder gar einfachen Punkterfolg schnuppern. Den Schlusspunkt setzte Youngster Manuel Urban, die deftige 32:37-Pleite war besiegelt.
Zufrieden konnte man auf Roßtaler Seite mit kaum etwas sein. Abwehr und Angriff hatten versagt, in keinem Mannschaftsteil erreichten die Gastgeber Normalform. Und am nächsten Sonntag (16 Uhr), einem doch sehr unbeliebten Spieltermin, geht es für die Mittelfranken auch noch zum formstarken TV Helmbrechts. Dort etwas zu entführen, gelingt kaum einer Mannschaft. Aber das hat man ja auch lange genug von der Mittelschulhalle behauptet.
Für den TVR spielten: Blaßneck, Kurrer (beide Tor), Franke 6, D. Schmidt 2, Schmitt 8/3, Schuh 5, Hofer, Mathias, Urban 2, Hirschsteiner 2, Nepf 6, Bühler, Gruber 1, M. Schmidt (n.e.).
Bericht von Maximilian Schmidt
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