Bringt die "Macht um Halb Acht" den Aufstiegsaspiranten zu Fall?

Unsere „Erschde“ ist mittlerweile voll in der Landesliga angekommen. Nach verpatzten Saisonstart holten die Männer aus der Marktgemeinde zehn Punkte aus den letzten sieben Spielen und musste sich nur zweimal äußerst knapp mit einem bzw. zwei Toren geschlagen geben. Ehe es zum Hinrundenschluss gegen die beiden Mitaufsteiger Kunstadt und Mainburg geht, steht an den kommenden zwei Spieltagen das konträre Programm an. Mit dem MTV Ingolstadt und der TG Heidingsfeld spielen die Männer von Andreas Dörr gegen die zwei Top Aufstiegsanwärter. Während die Entwicklung der beiden Kontrahenten fast identisch ist, so gegensätzlich ist die des TSV.
Will man eine Parallele zum Fußball ziehen, so kann man den TSV Roßtal getrost als den „Club“ der Handball Landesliga bezeichnen. Viermal stieg man in den letzten gut zehn Jahren in die Landesliga auf und wieder ab, also eine klassische Fahrstuhlmannschaft. So kamen in der Vergangenheit auch des öfteren Stimmen auf, sich mit finanzieller Hilfe auf einzelnen Positionen zu verstärken. Doch man ließ sich nicht von seinem Weg abbringen und steckte stattessen viel Zeit und Energie in die Jugendarbeit und hofft sich nun endlich mit Eigengewächsen in der Landesliga zu etablieren.
Ganz anders verlief die Vergangenheit bei den beiden Aufstiegsaspiranten. Bis zur Saison 2014/15 spielten beide Mannschaften keine wesentliche Rolle im bayerischen Handball. In dieser Spielzeit schafften der MTV und die TG den Aufstieg von der Bezirksliga (!) in die Bezirksoberliga.
Zeitgleich entwickelte sich in beiden Vereinen eine Vision, so schnell wie möglich den Sprung in den Profibereich zu realisieren – 2020 in der 3. Bundesliga. Also verstärkte man sich bereits in der BOL auf vielen Positionen und schaffte den Durchmarsch in die Landesliga (Aufstieg 2015/16).
Um an ihrem Ziel festzuhalten wurde nochmals kräftig in die Mannschaften investiert. Die Geschichten der ambitionierten Aufsteiger machte in der Liga schnell die Runden und so mancher traute seinen Ohren kaum, dass auf dem Transfermarkt sogar bei Zweitligisten zugeschlagen wurde (Julian Bötsch zur TG Heidingsfeld). Die Roßtaler mussten sich in dieser Spielzeit jeweils gegen die Aufsteiger geschlagen geben. Am Ende hatte man zwar nur sechs Punkte Rückstand auf den Tabellenvierten, dennoch reichte das nicht für den Klassenerhalt. Der MTV Ingolstadt und die TG Heidingsfeld mussten auf ihrem Weg in die dritte Liga als Zweit-, bzw. Sechstplatzierter vorerst einen Zwischenstopp einlegen.
Also wurde erneut auf dem Transfermarkt zugeschlagen, doch auch in der Saison 2017/18 reichte es als Dritt-, bzw. Viertplatzierter nicht für den Aufstieg.
Soll das ehrgeizige Projekt bis 2020 Drittligist noch realisiert werden, ist der Aufstieg für beide Vereine in dieser Saison Pflicht.
Wenn der MTV Ingolstadt an diesem Samstag seine Visitenkarte in der roßtaler Mittelschulhalle abgibt, wird man demnach einen bis in die Fingerspitzen motivierten Gegner empfangen. Mit zwei Niederlagen gegen Fichtelgebirge und Münchberg, sowie einem Unentschieden gegen Helmbrechts sind die Oberbayern bereits etwas unter Zugzwang. Zwar ist mit einem Punkt Rückstand auf den Relegationsplatz noch alles im grünen Bereich, viele Patzer dürfen sich die Gäste aber nicht mehr leisten. In den letzten Partien machten die Männer um die beiden Shooter Andrei-Alin Macovei und Dino Sabljakovic auch deutlich, dass dieses Jahr für den MTV Ingolstadt nur der Aufstieg das Ziel sein kann. Daheim gewann man gegen Erlangen-Bruck (30:24) und Auerbach (34:28) jeweils mit sechs Toren und entführte bei der HSG Lauf/Heroldsberg mit 38:30 beide Zähler. Außwärts in Roßtal will man diesen Trend verständlicher Weiße weiterführen.
Die Ziele des Gastgebers sind mit dem Klassenerhalt natürlich ganz andere. Mit 10:8 Punkten und dem daraus folgendem sechsten Platz sind die Männer um Andreas Dörr voll im Soll. Grund einen Gang runterzuschalten ist dies allerdings nicht, ganz im Gegenteil: Der TSV kann in dieser Situation vollkommen befreit aufspielen und will gerade in der heimischen Halle sehen, was nach obenhin möglich ist. Mit dem Publikum im Rücken weiß man, dass man zu Hause gegen jeden Gegner eine Chance hat und diese wollen die Männer aus der Marktgemeinde auch nutzen. Dafür müssen gegen den MTV Ingolstadt allerdings alle Spieler über sich hinauswachsen.
Man darf sich also wieder auf ein äußerst spannendes Spiel freuen, in dem keiner der Kontrahenten etwas herzuschenken hat.
 
 
KT

Start a Conversation