SG Auerbach/Pegnitz – TSV Roßtal 29:31 (14:15)

Roßtaler Klimaaktivisten gegen Auerbach in der Oberpfalz erfolgreich

„Glückwunsch zu den 2 Punkten, mehr aber auch nicht.“ So oder so ähnlich startete Coach Rohrbach seine Ansprache kurz nach Spielende. Diese zwischen den Zeilen zu lesende Kritik kam nicht völlig unberechtigt. So tat man sich lange unnötig schwer gegen eine ersatzgeschwächte und am Ende des Spiels auf dem Zahnfleisch laufende Heimmannschaft und Aufsteiger aus Auerbach. Man konnte sich nie entscheidend absetzen, lag 12 Minuten vor Schluss sogar nochmal im Rückstand und gewann am Ende knapp. Ein wichtiger Sieg, aber Luft nach oben ist bekanntlich immer. Doch nun der Reihe nach…

Nach dem ersten Heimspiel hatte man gleich wieder ein spielfreies Wochenende vor sich und dementsprechend konnte sich auf den Aufsteiger aus der Bezirksoberliga Ostbayern vorbereitet werden. Auerbach ist dabei kein unbekannter Neuling, sondern eine gestandene Handballgröße in Bayern. Vor gar nicht allzu langer Zeit spielte die kleine Gemeinde noch in der 3. Handballbundesliga und konnte dort durch eine große Heimstärke, getragen von einer immer gut gefüllten und lautstarken Halle und enormen Kampfgeist immer wieder für Überraschungen sorgen. Diese Tugenden haben sie nicht verloren. Auch wenn nur noch sehr wenige Akteure aus dieser Zeit dabei sind und diese auch nicht jünger geworden sind, haben diese große Qualitäten, was man am eigenen Leib erfahren sollte.

Coach R. warnte vor dem spielstarken und wurfgewaltigen Rückraum. Man wusste was kam, konnte allerdings nicht immer adäquat antworten. So begann das Spiel und Auerbach spielte von Anfang an eine sehr offensive Abwehr, gegen welche sich die Mittelfranken schon im vorherigen Spiel gegen Regensburg II schwertaten. Das erste Gegentor erzielte der wohl gefährlichste Rückraumspieler der Gastgeber in Person von David Klima. Mit einem wuchtigen Wurf brachte er die Heimmannschaft in Führung. Jener Klima spielte die letzten Jahre bei Bayreuth in der 3. Liga und ja – man merkte diese Qualität. Im Roßtaler Lager hatte man eine Klimakrise und man musste dagegen was unternehmen. Cissé übernahm diese Aufgabe und tat dies in gewohnt ruhiger Manie, aber für alle überraschend ab und an mit einem Schritt zu spät.

So wurde es von Anfang an eine enge Partue, in der sich keiner wirklich absetzen konnte. Man hatte auf Roßtaler Seite genügend Gelegenheiten, aber hatte Wurfpech und auch nicht immer das Quäntchen Glück. So vergab man 2 Siebenmeter-Strafwürfe und auch sonst einige Hochkaräter. In der Abwehr arbeitete man zwar hart, aber nicht immer fair und/oder erfolgreich. Immer wieder konnte die Schützen in Position gebracht werden oder diese setzten ihre Mitspieler gut in Szene. So konnte Roßtal ständig mit ein oder zwei Toren in Führung gehen, verpasste aber durch mangelnde Chancenverwertung einen beruhigenden Vorsprung zu generieren. Um das Roßtaler Spiel noch weiter zu zerstören, wurde Mittelmann Ehrmann in eine enge Manndeckung genommen, was den offensiven Spielfluss spürbar störte. Man bewegte sich nicht mit dem Ball, hoffte, dass Ehrmann schon irgendwie an den Ball kommt und ein Tor im 1vs1 erzielt. So ging man mit einer knappen 14:15 Führung in die Kabine.

Der Coach konnte nicht zufrieden sein und tat dies auch kund. Er stellte die Frage, warum denn nicht auch die anderen Spieler sich freilaufen können, um dann die immer müder werdenden Gegner im 1vs1 zu überrennen. Hohe Sperren vom Kreisläufer werden auch Marco wieder Räume öffnen, die dieser zu nutzen wissen wird. Und man solle in der Abwehr konsequent auf Klima draufgehen und bei den anderen beiden einen vernünftigen Block stellen.

Das Spiel begann gleich mal mit einer 2 Minutenstrafe gegen Rohrbach Jonas und man musste in Unterzahl agieren und den Ausgleich hinnehmen (14:14). Doch in den folgenden Unterzahlminuten wurde guter Handball gespielt und man gewann die Unterzahlsituation mit 3:1. So stand es 16:18 nach 34 Minuten. Und man baute den Vorsprung kontinuierlich aus, was den Heimtrainer zu einer frühen Auszeit zwang. Doch man legte noch ein Tor postwendend drauf und führte mit 17:21. Die Heimmannschaft, welche nur bedingt durchwechseln konnte, schnaufte schon schwer aus allen Löchern. Aber hier die Kritik wie aus dem letzten Spiel: MAN MUSS GEIL DRAUF WERDEN, MANNSCHAFTEN AUCH MAL HOCH ZU BESIEGEN. Aber auf einmal schlichen sich Unkonzentriertheiten und technische Fehler ins Spiel und Auerbach kam Tor um Tor heran. Und in Minute 45 war es dann so weit. Der starke Tannenberger aus Auerbach erzielte mit einem Unterarmwurf die lautstark umjubelte Führung (25:24). Ehrmann konnte zwar wieder ausgleichen, doch gleich im Angriff darauf kassierte man das nächste Gegentor. Nervosität machte sich bei den vielen mitgereisten und lautstarken Roßtaler Fans breit. Doch es wurde getrommelt und angefeuert, bis sich Blasen auf den Handinnenflächen bildeten. Dieses Feuer ging auch etwas auf die Spieler über und vor allem Cissé setzte sich jetzt immer wieder in unnachahmlicher Art und Weise gegen gefühlt 4 Leute gleichzeitig durch und sollte am Ende mit 8 Treffern bester Torjäger werden. Man drehte das Spiel mit großem Kampfgeist und führte 3 Minuten vor Schluss durch den starken D. Schmidt wieder mit 3 Toren. (27:30). Doch anstatt den Deckel endgültig draufzumachen, wurden sehr freie Bälle vergeben und noch unnöSge Tore kassiert. Aber am Ende k*ckt die Ente und Roßtal fährt mit einem knappen, aber am Ende verdienten Sieg nach Hause (29:31).

Rohrbach war wie eingangs schon beschrieben nicht überschwänglich glücklich. Man hat 2 weitere Punkte auf der Habenseite, man habe gezeigt, dass man kämpfen kann, aber das wissen jetzt wohl alle. Jetzt wird es Zeit, dass spielerisch nachgeholt wird, dass man Lösungen gegen offensive Defensivreihen findet und das man Spiele frühzeitig für sich entscheidet, ohne dass man 10 Jahre altern muss vor Spannung und Aufregung. Aber nichtsdestotrotz: Hier muss man erst mal gewinnen. Glückwunsch an die Mannschaft und danke an die treuen mitgereisten und zahlreichen Fans – Ehre und Liebe gehen raus.

Nächstes Wochenende heißt es endlich wieder: Die Macht um halb 8 – man spielt gegen die einzige Mannschaft in der Liga, welche noch kein Spiel verloren hat – Marktsteft. Zeit dies zu ändern!

HAGW