HSC Bad Neustadt – TSV Roßtal 31:29 (16:17)

Es waren Nuancen, fehlendes Quäntchen Glück und eigenes Verschulden

Nach der langen und schweißtreibenden Sommerpause ging es zu den alten Bekannten nach Bad Neustadt an der Saale. Wie auch der TSV Roßtal musste Bad Neustadt den bitteren Gang in die Landesliga antreten – ein harter Fall von 3. Liga in die Landesliga Nord in nur 2 Jahren. Beide Mannschaften kennen sich mittlerweile bestens. Gleich 4-mal spielte man letzte Saison gegeneinander. Und es war immer knapp, kämpferisch und spannend. Zweimal gewann Roßtal und zweimal Bad Neustadt. So auch diesmal, aber mit dem besseren Ende für die Hausherren aus Bad Neustadt (31:29). Doch nun der Reihe nach…

Nach 2 Jahren Bayernliga ging es nach bitteren Play-Downs verdient in die Landesliga. Damit einhergehend wurde das Personalkarussell etwas gedreht. Die Trainer Gerbing und Schmidt verabschiedeten sich und wurden durch Christian Rohrbach, einem erfahrenen Trainer aus Sulzbach-Rosenberg ersetzt. Nachdem sowohl Alex Brandscher als auch Luke Franke gesundheitsbedingt etwas kürzer treten wollten, wurde nach Ersatz gesucht und auch gefunden. Coach Rohrbach brachte Jonas Rohrbach, Nachname nicht aus Zufall gleich, da Sohn, und Ansgar Haubold mit aus Sulzbach, welche in die Bezirksoberliga abstiegen, mit. Die entstanden Lücken wurden positonsgerecht, aber etwas verjüngt ersetzt. Rohrbach ist ein kräftiger Allrounder im Rückraum und Haubold ein talentierter junger Rechtsaußen. Gleich in der ersten Trainingseinheit Ende Juni eine für die Roßtaler eine „Hiobsbotschaft“: Capitano Chris Nepf bekam für alle etwas überraschend ein Angebot von der ersten Mannschaft der Würzburger Wölfe ein Angebot, welches er annahm. „Wenn man die Gelegenheit bekommt, einmal „Profi“ zu sein, muss man dieses Angebot annehmen. Ich werde dort viel lernen und hoffentlich verbessert nach Roßtal zurückkehren.“ Nepf wird nur einige Monate bei den Wölfen bleiben, um dort einen verletzungsbedingten Ausfall zu kompensieren. Ende des Jahres 2023 wird er die Mannen aus Mittelfranken wieder verstärken – und das wahrscheinlich besser denn je.

Bei einem Testspiel Anfang August verletzte sich Torhüter Hagen schwer am Knie – Diagnose Kreuzband und Innenmeniskus waren gerissen – höchstwahrscheinlich das Ende der noch nicht mal begonnen Saison. Damit fehlen nun 4 erfahrene Spieler. Wie das aufgefangen werden wird, wird die Zukunft zeigen. In der Vorbereitung lag der Fokus auf neuen Spielzügen, einer neuen Abwehrvariante und einem verbesserten noch schnelleren Angriffsspiel. Alle Testspiele wurden mehr oder wenig souverän gewonnen – auch gegen den Bayernligisten HBC Nürnberg.

Mit fast vollständigen Kader – es fehlten Krach und Rößl – reiste man hochmotiviert in den hohen Nordens Bayern. Da beide Mannschaften aus der Bayernliga abstiegen und auch wieder Ambitionen haben wieder dort nächste Saison zu spielen, war gleich am ersten Spieltag das Spitzenspiel, welches über Aufstieg entscheiden kann, angesetzt. Coach Rohrbach peitschte seine Mannen an, aggressiv in der Abwehr und geduldig im Angriff zu bleiben und auf entstehende Lücken zu warten.

Und so begann das Handballspiel und es ging von Anfang an zur Sache. Es wurde beherzt zugepackt, schneller Handball gespielt und am Anfang auch sehr sicher verwandelt. Leider galt das auch für die
Hausherren und so ging es ständig hin und her. Die Schiedsrichter wollten das Ganze beruhigen und den Ton vorgeben – so gab es in der Anfangsphase viele Zeitstrafen, welche nicht oft für Verwunderung sorgten.

Das ganze Spiel war immer auf Augenhöhe und wenn es mal so aussah als würde das Spiel in die eine Richtung kippen, konterte die andere Mannschaft und kam wieder heran und ging selbst in Führung. So stand es nach 13 Minuten 9:6 für die Hausherren, aber in Minute 18 wieder 10:10. Das Zusammenspiel von Rückraum und Kreis funktionierte in der ersten Halbzeit hervorragend. Insgesamt kam N. Nepf auf 6 Tore und 3 herausgeholte 7-Meter. Auch Ehrmann lieferte ab und traf alle seine 4 Strafwürfe. Doch immer wieder fanden die Gastgeber Lücken oder warfen wuchtige Würfe aus 2. Reihe in die Maschen. Die Individualisten konnten sich immer wieder in Szene setzten, aber der Roßtaler Mannschaftsgeist ist ungemein stark und so erkämpfte man sich eine knappe Halbzeitführung (16:17).

Der Coach war mit der Angriffsleistung zum größten Teil zufrieden, aber die Unkonzentriertheiten in der Abwehr machten ihm etwas Kopfweh. Man müsse den Keepern helfen und seine Ecke haben, wenn die wurfgewaltigen Schützen zum Torabschluss gehen.

Leider wurde das zu selten umgesetzt. Immer wieder verteidigte man das Positionsspiel lange erfolgreich, aber wenn es dann knapp wurde, landete der Ball dann zu oft im Tor – durch eben jene
Rückraumwürfe…

Die Moral – und das addresierte auch der Coach nach dem Spiel – war immer vorbildlich. Auch als man in der 43. Minute mit 24:21 zurücklag, steckte man nie auf und führte in Minuten 51 durch Nepf mit 26:27. Aber wie schon in der jüngeren Vergangenheit schleichen sich am Ende vermeidbare Fehler wie Fehlwürfe oder technische Fehler ins Spiel. So leider auch an diesem Tag. Man versuchte das probate Mittel – Nico Nepf anspielen – doch nun wurde das Ganze besser verteidigt. Es war ein Spiel auf Messers Schneide und es hätten beide einen Sieg verdient, aber eine unglückliche Schiedsrichterentscheidung 80 Sekunden (30:28) vor Schluss gab wohl den Todesstoß. Cissé brach in seiner unnachahmlichen Art und Weise durch die Abwehr durch, wurde offensichtlich von der Seite gefoult, warf an den Pfosten und… nichts – kein 7-Meter keine Zeitstrafe, nur Ballbesitz für Neustadt. Die Aufregung war groß, aber es half alles nichts. So wurde offensiv gedeckt, eine Wurffalle gestellt, aber sie schnappte nicht zu. Ein Ehrentreffer wurde noch erzielt. Aber man verlor aufgrund einer schlechteren Chancenverwertung am Ende verdient gegen starke Hausherren.

„Dort werden auch noch andere Mannschaften verlieren.“ so Christian Rohrbach. „Der Einsatz und die Moral waren klasse und mit etwas mehr Glück nehmen wir hier 2 Punkte mit.“

Durch den Rückzug von Lohr II fällt gleich mal das erste Heimspiel aus. Man hat nun 2 Wochen Zeit seine Wunden zu lecken, um dann gegen Allach II wieder Gutmachung zu leisten. Erst am 7.10 wird der TSV Roßtal sein erstes Heimspiel bestreiten. Kopf hoch, Männer. Die Saison ist noch lange.

Danke an die mitgereisten und stimmungsvollen Fans!

HAGW

Spielbericht und Torschützen