TSV Roßtal – TSV 2000 Rothenburg 34:34 (20:18)

HANDBALL IST GEIL
Solche Geschichte schreibt nur der Handball. Bei noch 140 Sekunden auf der Uhr war Roßtal 4 Tore in Rückstand geraten. Selbst die kühnsten Optimisten waren sich einig. Das war´s. Schon wieder eine vermeidbare Niederlage. Schon wieder gut gespielt, aber nicht belohnt. Doch was die Männer um Capitano Nepf dann leisteten, ist fast nicht zu beschreiben. Aber versuchen wir es trotzdem. Aber wie gewohnt – der Reihe nach…

Was war passiert? Es war Derbytime gegen die langjährigen Kontrahenten aus Rothenburg ob der Tauber. Viele mitgereiste Fans und die wie gewohnt lautstarken Heimzuschauer verwandelten die Roßtaler Mittelschulhalle in eine Sauna und Tollhaus. Jedes Spiel von Roßtal ist ein Spiel um Leben und Tod. Man braucht jeden Punkt, um die Hoffnung des Nicht-Abstieges am Leben zu erhalten. Auch der TSV Rothenburg spielt noch gegen den Abstieg, zwar aus einer deutlich besseren Situation heraus, aber auch nur mit 4 Punkten Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz – Ausrutschen verboten – und zwar für beide Seiten.

Mit dieser Einstellung gingen auch beide Mannschaften ins Spiel: mit dem Messer zwischen den Zähnen und den Fuß am Gaspedal. Es entwickelte sich von Anfang an ein rasantes und temporeiches Spiel, wo das Abwehrspiel erstmal nicht die oberste Priorität genoss. Bereits nach 10 Minuten fielen 15 Tore. Marco Airman, am Ende des Tages bester Torschütze, erzielte die zwischenzeitliche 9:6 Führung für die Heimmannschaft. Durch überfallartiges Umschaltspiel und einem schnellen Ball im Angriff überrumpelte man die Rothenburger ein ums andere Mal und leistete sich kaum einen Fehlwurf. Doch auch die Gäste sollten in Sachen Abschlusseffektivität in nicht vielen nachstehen. Viele der Würfe wurden zu wenig aggressiv verteidigt und machten Bühler das Leben schwer. Doch er hielt immer wieder wichtige Würfe und sorgte dafür, dass man bis zur 22. Minute in Führung blieb. Doch einige Unkonzentriertheiten führten dazu, dass Rothenburg in Schlagdistanz und dann auch in Führung (16:17) gehen konnte. Roßtal nahm die Auszeit und es wurde wieder konzentrierter und besser gespielt und abgeschlossen. Das führte dazu, dass Roßtal mit einer 20:18 Führung in die Halbzeit ging. Einen großen Anteil hat Christian Krach, der immer wieder mit Gewaltwürfen aus der 2. Reihe krachend auf sich aufmerksam machte. Diese Impulse waren sehr wichtig und man ging gut gelaunt in die Kabine.
20 Tore in einer Halbzeit – das war eine sehr gute Angriffsleistung, aber 18 Gegentreffer – das waren doch ein paar zu viele. Man muss aggressiver auf die groß gewachsenen Schützen gehen und weiter schnell nach vorne spielen- Angriff ist doch manchmal die beste Verteidigung. But defence wins championships…

Nach der Pause konnte man den Vorsprung auf 3 Tore ausbauen, doch auf einmal spielte man nicht mehr schnell nach vorne, ließ große Freiräume in der Abwehr entstehen und Rothenburg kam Tor für Tor heran. In der 48. Minute war es dann soweit. Man lag 26:27 in Rückstand. Das Spiel kippte. Vorne gelang wenig, immer wieder scheiterte man gegen den gegnerischen Torhüter und selbst konnte man wenige Würfe abwehren. Beim 30:34 bei noch 2,5 Minuten zu spielen, war der berühmte Drops eigentlich gelutscht.
Doch dann kam Roßtal noch einmal zurück – und wie! Nachdem Christoph Nepf auf 31:34 verkürzte, stellte Trainer Carsten Peine in der Abwehr auf eine offensive Manndeckung um. Diese Maßnahme brachte Rothenburg völlig aus dem Tritt. In der Folge unterliefen den Gästen teils haarsträubende und zahlreiche unnötige Ballverluste, die die Roßtaler eiskalt ausnutzten. Auch die Auszeit vom Gästecoach konnte das Spiel nicht beruhigen. Im Gegenteil – weitere Abspielfehler ermöglichten es Roßtal, 15 Sekunden vor Schluss auf 33:34 zu verkürzen. Rothenburg schmiss den Ball schon wieder ins Aus und Nico Nepf beförderte den Ball scharf und mit letzter Kraft nach vorne…
Und dann kam der große Moment: Mit der Schlusssirene war es Marco Ehrmann, der mit seinem 9. Treffer den viel umjubelten und kaum noch für möglich gehaltenen Ausgleich zum 34:34-Endstand erzielte.
Was für ein Finish – wilde Ekstase und ein großer Sauhaufen auf Ehrmann & Rothenburg guckte aus der Wäsche.
Der Glaube versetzt ja bekanntlich Berge. Roßtal lebt noch! Es waren 2 sehr unterschiedliche Halbzeiten von beiden Mannschaften und am Ende ist es wahrscheinlich eine gerechte Punkteteilung, wenn man sich den gesamten Spielverlauf anschaut.
Doch gleich das nächste „Do or Die-Spiel“ steht am Wochenende vor der Tür, wenn man in Lohr antreten muss. Immer eine lautstarke und hitzige Atmosphäre in deren Halle. Das Hinspiel gewann man knapp. Aber Lohr wird und muss alles geben, um die Punkte daheim zu behalten. Aktuell hat man nur einen Punkt Vorsprung auf den vorletzten Platz – no room for mistakes… Doch auch Roßtal MUSS gewinnen, möchte man nicht absteigen. Es wird also heiß hergehen – bedenkt man auch die 3 roten Karten im Hinspiel. Man ist gewarnt und motiviert! Voran! HAGW