TSV Roßtal – TV 1861 Erlangen-Bruck 25:39 (13:19)

Unter die Räder gekommen

15 Minuten konnte man mit dem Brooklyn-Express mithalten. Doch dann war Endstation. Die Roschdler hatten das Ticket für eine zu kurze Strecke gebucht und mussten zusehen wie die Brucker gemütlich bis zur Endstation fuhren. Zu viele Fahrkarten luden die Gäste zu schnellen Toren ein. In bester Deutscher Bahn-Manier kam man oft zu spät in der Abwehr und so entwickelte sich früh ein einseitiges Spiel. Doch nun der Reihe nach…

Man hatte 2 Wochen Zeit sich auf das erste Derby und die damit einhergehende von Coach Peine beschriebene Mammutaufgabe vorzubereiten. Komplette Gegensätze trafen aufeinander: Roßtal mit 0 Punkten aus 4 Spielen und Erlangen-Bruck mit allen möglichen 8 aus 8 Punkten. Trotz der vermeintlich klaren Angelegenheit war man der Ansicht, dass, wenn alles richtig liefe, eine realistische Chance bestünde. Hatte man doch in den vergangenen Jahren die Spiele oft eng gestalten können. Doch wäre wäre Fahrradkette.

Man wolle in der Abwehr eine aggressive 5:1 Deckung spielen, um die Kreise von Brucks sehr spielstarken Mittelmann einzuengen. Auch wolle man sein eigenes Glück im schnellen Umschaltspiel finden und so selbst empfindliche Nadelstiche setzen. Kleiner Spoiler: es hat nicht ganz funktioniert…

0:0 war der engste Spielstand zwischen den beiden Mannschaften. Es entwickelte sich von Anfang an ein schnelles Run-& Gun Spiel. Bruck legte vor und Roßtal versuchte dran zu blieben, was die ersten 17 Minuten noch ganz gut gelang (1:3, 4:6, 8:10). Doch die eigene Chancenverwertung und das sehr schnelle Umschaltspiel der Gäste machten der Heimmannschaft das Leben schwer. Und konnte man das schnelle Umschaltspiel unterbinden, spielte Bruck im Stile einer Spitzenmannschaft den Stiefel sehr souverän runter – entweder man bediente den Kreis oder spielte die Außen frei. (Ja, das klingt verrückt, kommt aber anscheinend doch immer mal wieder vor.) Kämpferisch steckte man nie auf, doch agierte man oft zu ideenlos im Angriff und rieb sich immer wieder gegen die körperliche Abwehr auf. So war das Spiel schon fast in der ersten Halbzeit entschieden, als es zur Halbzeitsirene 13:19 aus Sicht der Gäste stand.

Zu aller Überraschung war Coach Peine nicht allzu unzufrieden. Man spiele gar nicht so schlecht mit, treffe aber in den wichtigen Phasen zu oft die falsche Entscheidung. Im Gegensatz zum Gegner, der einfach zu kaltschnäuzig und meistens einen Schritt schneller ist. Man solle einfach weiter schnell nach vorne spielen und die Brucker frühzeitig in der Abwehr mit Stoppfouls zu einem neuen Angriffsaufbau zwingen. Im Angriff solle man variabler spielen und den Ball laufen lassen und vor allen mal die Spielzüge zu Ende spielen.

 

Es ging auch gleich mal spektakulär los – Schramm hielt einen freien Wurf und beförderte das Spielgerät in das verwaiste Gehäuse der Gäste, die ohne Torwart wegen Unterzahl agierten. Aufbruchstimmung? – Wendepunkt? – nein. Bruck schlug auf seine Art zurück und erzielte 6 schnelle Tore. Der berühmte Drops war gelutscht. Nach 39 Minuten stand es vorentscheidend 16:27. Jetzt ging es um Schadensbegrenzung und um die Würde. Man wollte ein Heimspiel nicht sang- und klanglos aufgeben. Die letzten 20 Minuten konnte das Spiel wieder ausgeglichener gestaltet werden. Auch wurde das Spiel kurzzeitig etwas ruppiger, da die Schiedsrichter es verpassten manche Situationen rechtzeitig zu beruhigen. Dominik Bühler zeigte seiner Ex (also die Mannschaft aus Bruck – bitte nicht falsch verstehen) nochmal wo der Hammer hängt und bekam eine direkte Gedenkpause auf der Tribüne und stand symbolisch dafür, dass man in Roßtal auch bei einer Führung für seine Tore hart arbeiten bzw. auch einstecken können muss. Die letzten 10 Sekunden waren nochmal eine kleine Zusammenfassung des gesamten Spiels. Man hatte eine doppelte Überzahl, doch spielte den einfachen Pass nach außen zu Haubold ins Toraus. Das wäre sein erster Ballkontakt gewesen – schade Ansgar, vielleicht im nächsten Spiel. Bruck schaltete schnell um, spielte einen riskanten Gegenstoßpass, welcher ankam und Poser erzielte mit der Sirene seinen 10 Treffer. Endstation – 25:39 für die Gäste.

Bruck feierte, im Roßtaler Lager war etwas Ernüchterung angesagt. Das waren zwei Mannschaften mit unterschiedlichen Saisonzielen – eine Mannschaft kann aufsteigen, die andere Mannschaft ist im harten Abstiegskampf. Wer wer ist, sollte aus dem Bericht hervorgegangen sein.

Schaffner Peine mahnte seine Schützlinge unter der Woche den Kopf nicht hängen zu lassen und weiter an sich zu arbeiten. So bitter und düster die aktuelle Lage auch aussieht, noch musste man kein Spiel unbedingt gewinnen. Zu hart war das Auftaktprogramm. Die Mannschaften, welche besiegt werden können/müssen, kommen erst noch. Doch gleich das nächste Spiel ist schon wieder eines dieser sehr schweren… Die nächste Herausforderung kommt bereits wieder nach Roßtal. Der Drittligaabsteiger aus München kommt in die Marktgemeinde. Das wird die nächste schwere Aufgabe – lösbar? Auf jeden Fall, aber es muss alles stimmen. Eine sehr gute Mannschaftsleistung, starke Einzelleistungen und lautstarke FANS!