TSV Roßtal – TSV Lohr 26:23 (15:14)

Ave Caesar, morituri te salutant

Nach sieben sieglosen Spielen meldeten sich die Roßtaler mit einem wichtigen Sieg gegen die Mannschaft aus Lohr zurück und holten immens wichtige Punkte im Abstiegskampf. Nach einer zähen Anfangsphase steigerte man sich vor allem in der Abwehr und konnte durch ein schnelles Umschaltspiel Lücken in der massiven Abwehr der Gäste finden und nutzte seine Chancen. Nach einer kurzen (obligatorischen) Schwächephase am Anfang der zweiten Hälfte zog man die Drehschrauben in der Abwehr wieder fester an und konnte am Ende einen verdienten Sieg einfahren. Doch es ist noch viel mehr geschehen. Todgesagte leben Länger…

Der Saisonstart verlief alles andere als ideal. Jedes Spiel zu verlieren, testet die Moral und die Motivation auf Herz und Nieren. Auch wenn das Auftaktprogramm hart war, so startet jedes Spiel bei 0:0 und man rechnet sich Chancen aus auch mal als Underdog ein Spiel zu gewinnen. Und vor allem die letzten beiden Spiele konnten sehr lange gut gestaltet werden, bevor einem am Ende die Körner ausgingen. So spielte man lange gegen HT München gut mit und führte gegen Rothenburg mit 6 Toren, musste sich aber dann (zu) deutlich geschlagen geben.

Das veranlasste die Mannschaft sich zusammenzusetzen und die Ansprüche mit der Wirklichkeit zu vergleichen und auch andere Themen zu diskutieren, die im Trainingsbetrieb zu kurz kamen. Es wurden Ziele visualisiert und das Fussi zum Aufwärmen bis zum nächsten Sieg aus dem Trainingsplan verbannt. Was am Ende der größte Motivationsfaktor war, um das nächste Spiel erfolgreich zu gestalten, weiß man nicht. Man munkelt, dass ein Handballtraining ohne Fußball nicht das Gleiche sei…

Man bereitete sich gut auf die alten Bekannten aus dem Main-Spessart vor und wusste um die gefährlichen Akteure und deren Stärken, fokussierte sich vor allem aber auf deren Schwäche – das Rückzugsverhalten. Lohr ist großgewachsen, aber nicht mehr „jung“ – daher wurde Tempo, Tempo und nochmal Tempo vom Trainer-Trio gefordert. Trio? Christoph Nepf übernahm in der Trainingswoche das Amt des Coaches, da Peine beruflich in Berlin war. Gänzlich ideal waren die Voraussetzung leider nicht, da Ansgar Haubold mit einer Sprunggelenks- und Dominik Bühler mit einer Knieverletzung aussetzen mussten. So musste das Team noch enger zusammenrücken.

 Der Start war allerdings alles andere als vielversprechend. Man bekam die rote Wand nicht wirklich in Bewegung und ließ sich zu schnell „zumachen“ und musste immer wieder neue Angriffe gestalten, die nicht gefährlich genug waren. Lohr dagegen war zu Beginn gefährlicher und nutzte seine Chancen, sodass es nach 7 Minuten 1:4 aus Sicht der Heimmannschaft stand. Doch man ließ sich davon nicht beirren und kämpfte sich wieder heran. Großen Anteil hatte Keeper Schramm, der viele wichtige Würfe hielt und durch genaue Pässe die eingangs erwähnten leichten Tore zielsicher einleitete. So erzielte der älteste Gladiator des Teams, Dominik Schmidt, die vielumjubelte erste Führung (9:8). Dieser Mann ist wie ein guter Wein – wird mit dem Alter immer besser! Obwohl er unter der Woche nicht ideal trainieren konnte (Muskelkrämpfe im Rücken) erzielte er 11 Treffer und hatte einen großen Anteil am Sieg. Nun war es ein Spiel auf Augenhöhe. Es ging nun hin und her (10:10, 12:12, 13:14, 15:14). Es war jetzt kein spielerischer Leckerbissen, aber die Intensität war hoch. Harte, aber meist faire Zweikämpfe – es sollte sich aber noch hochschaukeln.

 Mit einer knappen Führung ging man in die Halbzeit. Man durfte zufrieden sein. Nach einem holprigen Start kam man immer besser ins Spiel und verteidigte sehr ordentlich. Im Angriff solle man weiterhin schnell spielen und auch wenn die Schwächephase kommt und sie sollte kommen, dürfe man nicht den Kopf hängen lassen. Auf keine einfachen Tricks mehr von Spielmacher Schmitt hereinfallen und die Schützen aggressiv verteidigen. Gesagt und wie so oft in letzter Zeit, kurzfristig nicht gut umgesetzt.

 Es ist zum Mäusemelken. Man kommt in letzter Zeit immer schlecht aus der Kabine. Diese Schwächephase nach der Pause kostete bereits mehrere Spiele. Ist man mal mit 4 oder 5 Toren in Rückstand, ist es sehr schwer und anstrengend diesen Rückstand wieder aufzuholen. Trotz Unterzahl der Gäste erzielten diese nach 90 Sekunden bereits wieder die Führung und gaben diese erstmal nicht mehr her. Wieder spielte man zu statisch und schaffte es nicht konsequent in die Lücken zu stoßen. Doch ab der 40 Minute war man wieder in Führung und sollte diese nicht mehr hergeben. André Schramm vernagelte seinen Kasten – dabei ist er KFZler und kein Schreiner – und immer, wenn Lohr hätte in Schlagdistanz hätte kommen können, war er da und vereitelte teils sehr klare Chancen! (19:17, 21:18, 23:20, 23:21).

Bei noch 90 Sekunden zu spielen und 3 Toren Vorsprung wurde es auf einmal hitzig. Nico Nepf machte ein Stopp-Foul und auf einmal hatte man wie im Eishockey eine schöne Rudelbildung mit mehr Schwingern als Mike Tyson gegen Jake Paul. Der gar nicht betroffene Walaszczyk nahm sich Nico Nepf zur Brust, er aber sein Bruder ließen sich das gar nicht gefallen und nach einer kurzen Gladiatoreneinlage, wurden die Streithähne schnell getrennt und durften als Belohnung alle 3 das Spielgeschehen von der Zuschauertribüne zu Ende betrachten. Die Stimmung war prächtig und kurz darauf war das Spiel aus und man tanzte endlich mal wieder ausgelassen durch die Halle. Endstand 26:23. Die visualisierten Ziele wurden erfolgreich umgesetzt. Man hielt die gegnerische Mannschaft weit unter 30 Gegentoren und erzielte mehr Tore als sein bisheriger Schnitt. Und das Wichtigste: Sieger-Fussi steht endlich mal wieder am Programm 

Ist nun der Knoten geplatzt? Für eine Serie bzw. eine Trendwende sollte nächste Woche gegen Waldbüttelbrunn etwas Zählbares mitgenommen werden. Hat man Druck? Ja, aber man kann befreiter aufspielen. Beim Handball ist Selbstvertrauen so wichtig und das konnte man tanken! Danke an die geniale Atmosphäre!

Apropos Atmosphäre: das nächste Heimspiel ist ein Derby. Man spielt gegen den Mitaufsteiger aus Lauf-Heroldsberg. Da braucht es Stimmung, Kampfgeist und unbändigen Willen. Die beiden letztgenannten Sachen bringen wir mit – die Stimmung brauchen wir von der Tribüne! Bis dahin ist noch etwas Zeit. Das Spiel findet am 11.1.2025 statt. Zusammen versetzen wir Berge!                   

HAGW